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Kleine Radtour bei Bad Wörishofen für Entdecker und Genießer

Kleine Radtour bei Bad Wörishofen - auf dem Rückweg

Für Sportradler mag das vergleichsweise flache „Unterland“ langweilig sein, aber für Genussradler, Familien und Ältere ist es ideal. Ich habe hier eine kleine Radtour bei Bad Wörishofen für euch zusammengestellt, die zusätzlich einige Entdeckungen bereithält: vom Pestfriedhof über kleine Kapellen und ein Kräutercafé bis zu keltischen Hügelgräbern. Hier seht ihr den Track zur Tour:

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Der Startpunkt liegt im Süden der Kneippstadt am kleinen Wanderparkplatz an der Schlingener Straße unterhalb des Pestgottesackers. Falls dort alle Plätze besetzt sind, gibt es in der Parallelstraße (Am Hang) einen weiteren Parkplatz.

Teil 1 der Radtour bei Bad Wörishofen: Vom Pestacker bis Ingenried

Ein Stückchen südlich des Parkplatzs liegt eine kleine Gedenkstätte. Sie erinnert daran, dass auf diesem Gelände die zahlreichen Pesttoten der Jahre 1628 und 1629 begraben wurden. Früher stand dort eine Kapelle, die aber im Zuge der Säkularisation abgerissen wurde. Heute ist es ein schönes Plätzchen, dem man seine grausige Vergangenheit nicht ansieht.

die Pestacker-Gedenkstätte bei Bad Wörishofen

Vom Pestgottesacker geht es nun nach Süden, dann nehmt ihr die auf dem Bild zu erkennende Abzweigung nach rechts und folgt der Beschilderung nach Untergammenried.

Gammenried und seine Kapellen

Der kleine Abstecher nach Untergammenried lohnt sich wegen der Kapelle St. Rasso, einem beliebten Hochzeitskirchlein. Von außen wirkt sie unscheinbar:

Kapelle St Rasso in Untergammenried - Außenansicht

Im Innenraum überrascht sie durch eine üppige Rokokoausstattung, die noch dazu praktisch unverändert erhalten ist. Endstanden ist dieses Kleinod übrigens ab 1714 auf Initiative und Kosten von zwei unverheirateten und kinderlosen Brüdern aus dem Ort. Ein schönes Vermächtnis, oder?

Kapelle St Rasso in Untergammenried - Innenansicht

Von Untergammenried geht es nun wieder zurück auf den Radweg, der nach Obergammenried führt. Dort steht eine weitere Kapelle, deren Besichtigung ich euch ans Herz legen möchte:

Kapelle zur Hl Kümmernis in Obergammenried

Sie geht auf eine Votivkapelle aus dem Jahr 1645 zurück, wurde aber 1769 durch einen Neubau ersetzt und 1886 umgebaut. Pfarrer Kneipp persönlich weihte sie nach dem Umbau.

Ich fand sie aber vor allem wegen ihrer Entstehungsgeschichte interessant: Ein Bauer hatte sie errichten lassen, um seine Dankbarkeit für seine Rettung vor einem schrecklichen Tod auszudrücken. Im Jahr 1645, also noch mitten im Dreißigjährigen Krieg (und nicht sehr lange nach der schlimmen Pestepidemie) hatten Söldner den Ort geplündert, die Häuser angezündet und den armen Bauern an den Schwanz eines Pferdes gebunden, das sie zu ihrer Belustigung davonjagten. Davon erzählt dieses detailfreudige und anrührende Deckengemälde in der kleinen Kapelle:

Deckengemälde in der Kapelle zur Hl Kümmernis Obergammenried

Der rettende Lichtkegel geht übrigens von der Heiligen Kümmernis aus, zu welcher der Bauer in seiner Not gebetet hatte. Diese höchst interessante Heilige wollte gegen den Willen ihres Vaters jungfräulich bleiben und widersetzte sich der Heirat mit einem Heiden, indem sie darum bat, hässlich zu werden. Daraufhin wuchs ihr ein Bart. Ihr Vater war wegen dieser Insubordination so wütend, dass er sie kreuzigen ließ.

Von Obergammenried folgt ihr den gut beschilderten kleinen Sträßchen über Irpisdorf bis Ingenried.

Aktualisierung im März 2020: Das Kräutercafé in Ingenried, wo wir auf unserer Radtour pausiert haben, ist mittlerweile leider dauerhaft geschlossen. Falls ihr auf dieser Runde trotzdem einkehren möchtet, könnt ihr das im Jagdhof in Schlingen mit seinem etwas eigenwilligen 70er-Jahre-Flair tun.

Von Ingenried über Schlingen und Stockheim zurück nach Bad Wörishofen

Ingenried ist der südlichste Punkt unserer kleinen Radrunde. Von hier führt sie nach Nordosten, Richtung Schlingen.

Radweg von Ingenried nach Schlingen

Nach dem Waldstückchen überquert man die St 2015 und landet an einem sehr hübschen Tümpelbiotop, in dem es dieses Frühjahr sogar eine Biberburg zu bestaunen gibt.

Tümpelbiotop bei Schlingen im Unterallgäu
Biberburg bei Schlingen im Unterallgäu

Kurz danach biegen wir links ab und sehen Schlingen vor uns liegen.

Blick auf Schlingen im Unterallgäu von Süden

Am Ortseingang liegt links ein Infopunkt mit Schautafeln und Sitzbank. Von dort blickt ihr nämlich auf ein ehemaliges keltisches Gräberfeld, das teilweise als Bodendenkmal erhalten ist. Wenn ihr genau hinseht, erkennt ihr die kleinen runden Grabhügel.

Infopoint keltische Hügelgräber bei Schlingen

Von Schlingen fahrt ihr in Richtung Osten, zur Wertach. Hier folgt eine Staustufe auf die andere. Diese Bank steht am durch das Aufstauen entstandenen Frankenhofener See.

Am Frankenhofener See bei Bad Wörishofen

Von hier geht es weiter an der Wertach entlang nach Norden,

Radweg an der Wertach

bis ein Wegweiser nach Stockheim (nach links) zeigt. Am Ortsende biegt ihr wieder links auf diesen Radweg Richtung Bad Wörishofen ab.

Radweg von Stockheim nach Bad Wörishofen

Ihr fahrt an der Gartenstadt vorbei, unterquert diesmal die St 2015 und gelangt nach ein paar Minuten wieder an den Ausgangspunkt der kleinen Radtour bei Bad Wörishofen.

Radtour bei Bad Wörishofen

Falls ihr weitere Ideen zum Genussradeln im Allgäu sucht, empfehle ich euch meine Posts zur familiengerechten Radtour von Marktoberdorf bis Sameister und zur Radtour vom Illerursprung bis Kempten.


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Oft und gerne tief im Allgäu unterwegs als Bloggerin und Reiseführerautorin

2 Comments

  1. Hallo Barbara ,
    danke für die nette Radltour. War am letzten Sonntag in Bad Wörishofen. Obwohl bei mir inzwischen auch schon ein Sechser vorne steht hatte ich das Gefühl den Altersdurchschnitt brutal gesenkt zu haben. 🙂 Egal beim Eis essen spielt das Alter keine Rolle. Irgendwann in diesem Sommer werde ich das Rad mitnehmen und deine Runde abfahren.

    • Barbara says

      Hallo Herbb,
      dann haben wir uns ja knapp verpasst, ich habe die Tour nämlich auch am Sonntag gemacht 🙂 Ich freue mich, wenn Du mir erzählst, wie sie Dir gefallen hat, wenn Du sie nachgeradelt bist.

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