Wanderungen
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Liebenthann – das verwunschene Schloss im Wald

Herbstwald am Burgstall Liebenthann

Im Günztal stand zwischen Obergünzburg und Ronsberg jahrhundertelang die Burg Liebenthann. Kaiser Maximilian I. besuchte sie auf einem seiner Jagdausflüge, später bauten die Fürstäbte von Kempten sie zu einem richtigen Schloss aus. Heute führt der „Schlosspfad Liebenthann“ hinauf zu dem, was vom fürstäbtlichen Sommersitz übrig geblieben ist.

Spaziergang zum Burgstall Liebenthann

Ausgangspunkt dieses Entdeckerspaziergangs ist der Parkplatz an der Teufelsküche, der an der Staatsstraße 2012 im Norden Obergünzburgs liegt. Man erkennt ihn leicht am großen Mühlrad. Von dort spaziert ihr gemütlich zur Schlossmühle Liebenthann, die leider nicht mehr als Lokal geöffnet ist. Sie diente ursprünglich als Sägemühle zur Versorgung des Schlosses.

Blick auf die Schlossmühle Liebenthann und übers Günztal auf die Alpen

Weiter geht es geradeaus zum Waldrand. Dieser Hof war früher eine Ziegelei, die ebenfalls zum Schloss Liebenthann gehörte.

ehemalige Ziegelei von Schloss Liebenthann

Folgt dem Weg nach oben zum Wald.

Auf dem Weg zur Ruine Liebenthann

Die Wege sind beschildert; ihr folgt dem Schlosspfad.

Auf dem Schlosspfad im Herbstwald von Liebenthann

An der Hangkante angekommen, wendet ihr euch nach rechts. Hier seht ihr die erste Infotafel mit einer Zeichnung der kompletten früheren Schlossanlage.

Infotafel am Schlosspfad Liebenthann

War das nicht ein prächtiges Schloss?

Rekonstruktion der Burganlage Liebenthann

Die Burg Liebenthann hat eine bewegte Geschichte hinter sich

Die ersten bekannten Besitzer sind die Herren Wolfsattel im frühen 13. Jahrhundert; nach einigen Besitzerwechseln wurde die Burg 1447 schließlich an das Fürststift Kempten verkauft. Sie diente als Hauptwaffenplatz und sogar als Tresor, entsprechend gut befestigt und ausgebaut wurde sie.  Im großen Bauernaufstand 1525 floh der der Kemptener Fürstabt aus der Stadt nach Liebenthann und verschanzte sich dort.  Ein großer Kämpfer war dieser Sebastian von Breitenstein aber wohl nicht, denn nach ein paar Tagen gab er auf. Die Bauern plünderten die Burg und zündeten sie an.

Falls ihr mehr über den Bauernkrieg und das berühmte Jahr 1525 wissen möchtet, empfehle ich euch meinen Post zum Bauernkriegsspektakel Anno 1525 in Bad Grönenbach.

Auch im 30-jährigen Krieg diente Schloss Liebenthann als Rückzugsort für den Fürstabt; diesmal, weil die Schweden das Kempetener Kloster niedergebrannt hatten. Liebenthann blieb Regierungssitz, bis im Jahr 1670 die Kemptener Residenz fertig gebaut war. Danach zog der eingesetzte Verwalter (Pfleger) hinunter ins verkehrsgünstiger gelegene Obergünzburg. Das „Pflegerschloss“ im Herzen des Marktfleckens beherbergt heute das Rathaus.

Im Zuge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss vom bayerischen Staat beschlagnahmt und verkauft. Danach wurde es zum Abbruch freigegeben. Man kann davon ausgehen, dass ein Großteil der Häuser, die in dieser Zeit in Obergünzburg errichtet wurden, ehemals fürstliches Baumaterial verwendeten.

Heute existiert Liebenthann nur noch als Burgstall

Diese Schautafel zeigt an, wo einst die Vorburg stand.

In der ehemaligen Vorburg von Schloss Liebenthann

Und dieser Hügel (Burgstall) beherbergt die Überreste des fürstäbtlichen Schlosses.

Der Burgstall von Schloss Liebenthann im Günztal

Die Schautafel zeigt, was man sich heute nur noch mit viel Phantasie vorstellen kann.

Ruhebank und Schautafel auf dem Burgstall Liebenthann

Denn das hier ist alles, was heute von der ganzen Anlage übrig geblieben ist:

Nagelfluhfels mit Gedenkstein für Burg Liebenthann

Ein paar Ziegel liegen auch noch da.

Ziegelreste von Burg Liebenthann

Diesen Mauerrest kann man noch gut erkennen.

Mauerrest von Schloss Liebenthann im Günztal
Rest der Schlossmauer von Liebenthann

Die Burgruine Liebenthann wirkt heute wie ein verwunschener Ort

Wenn man diese Überreste betrachtet, kann man sich kaum vorstellen, dass an diesem friedlichen Fleckchen Erde früher eine so große Burg stand. Wie es wohl war, als hier gebaut, gearbeitet, gelebt und gekämpft wurde? Ob die Geister der Vergangenheit wirklich so spurlos verschwunden sind?

Da, winkt uns dort nicht eine knochige Hand zu?

ausgeblichene Wurzel oder dürre Geisterhand

Vielleicht haben die Waldelfen sich einfach ihre Ruhe gewünscht und mit ein wenig Zauber nachgeholfen …

Klee auf einem Baumstumpf im Wald im Sonnenlicht
liegender Baumstamm im Herbstwald
Pilzkolonie auf einem bemoosten Baumstumpf
Spiegelung von Herbstwald bei Schloss Liebenthann in einem Tümpel

Nach der Rückkehr aus diesem Zauberwald habt ihr euch eine gemütliche Einkehr in der Schlossmühle Liebenthann jedenfalls redlich verdient …

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Oft und gerne tief im Allgäu unterwegs als Bloggerin und Reiseführerautorin

2 Comments

  1. Ein faszinierender Bericht über die Burgruine Liebenthann im Liebenthanner Wald. Die interessante Geschichte die dahinter steckt übersieht man leicht. Vielen Dank für den schön fotografierten und informativen Blogartikel. Wenn ich wieder einmal dorthin wandere werde ich mir diese Burgruine etwas genauer ansehen.

    • Barbara says

      Danke für den netten Kommentar – und ja, die kleine Wanderung dorthin ist wirklich schön, die kann ich auf jeden Fall empfehlen.

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