Marktoberdorf ist ja ein eher kleines Städtchen, da wundert man sich schon, dass es dort überhaupt ein Schloss gibt. Sogar ein recht hübsches. Heute beherbergt es die Bayerische Musikakademie, früher aber war es ein Jagdschloss, das im Sommer von den Fürstbischöfen genutzt wurde, die in Augsburg residierten.
Die Allee geht zurück auf den Fürstbischof Clemens Wenzeslaus
Am wichtigsten für Marktoberdorf war Fürstbischof Clemens Wenzeslaus (1739-1812). Er verbrachte oft drei oder vier Monate des Jahres in Oberdorf (damals war es noch keine Marktgemeinde) und engagierte sich dort kulturell, wirtschaftlich und sozial sehr stark.
Er ist sogar in Marktoberdorf neben dem Schloss begraben, nämlich in einem kleinen, achteckigen Anbau an der St. Martins-Kirche, die ihr hier seht (der Anbau ist hinter dem Busch kaum zu sehen):
Neben der gefälligen Rokoko-Kirche verdankt Marktoberdorf Clemens Wenzeslaus eine weitere „Sehenswürdigkeit“. Nämlich eine zwei Kilometer lange Lindenallee, die vom Schloss in südöstlicher Richtung zum Wald führt und heute „Kurfürstenallee“ genannt wird.
Nicht dass die damaligen Oberdorfer sehr begeistert gewesen wären, als Clemens Wenzeslaus die Idee dazu hatte und umsetzen ließ. Sie mussten nämlich Frondienste leisten und das hügelige Gelände zum Teil mühsam einebnen, damit sie eine schicke, gerade Allee hinbekamen. Die Linden mussten dann auch noch alle gepflanzt werden. Die Arbeiten dauerten fünf Jahre, von 1774 bis 1779. Die schuftenden Bauern murrten und klagten, obwohl der Kurfürst an sich recht beliebt war. Aber die Allee machte damals wohl nur ihm und seinem Hofstaat Freude.
Heute können die Marktoberdorfer dankbar sein, dass er vor fast 250 Jahren diesen Spleen hatte – diese Lindenallee ist traumhaft schön und lädt zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter zum Spazierengehen ein.
Eine kleine Wanderung über die Kurfürstenallee Marktoberdorf im Winter
Die Allee beginnt gleich hinter dem Schloss und führt zu Beginn an einem Wohngebiet vorbei.
Bald ist der Ortsrand erreicht, zu beiden Seiten erstrecken sich nun Wiesen.
Einige der alten Bäume mussten wegen der Gefahr von Astbrüchen schon gestutzt werden, sie stehen trotzig und würdevoll vor dem Schneewolkenhimmel. Dazwischen werden junge Linden nachgepflanzt.
Ist das nicht ein herrliches Winterpastell?
Ich musste auf dieser winterlichen Wanderung über die Kurfürstenallee Marktoberdorf jedenfalls dauernd zum Fotografieren stehen bleiben, weil ich einen Ausblick schöner als den anderen fand.
Hier sieht man gut, wie schnurgerade die Allee durch die Landschaft führt.
Rechts und links geht der Blick ins Weite – und trifft zum Beispiel auf dieses Wegkreuz.
Auf dem nächsten Bild seht ihr im Hintergrund schon die Bundesstraße B472, die nach Süden in Richtung Schongau verläuft.
Diese gilt es zu überqueren.
Danach steigt der Weg nochmals kräftig an.
Im Wald endet die Kurfürstenallee, und zwar an diesem Gedenkstein für Clemens Wenzeslaus. Er hatte ursprünglich natürlich keinen Gedenkstein errichten lassen, sondern einen Pavillon für Musik- und Theateraufführung. Von diesem ist aber heute nichts mehr zu sehen.
Bis hierhin ist der Weg perfekt kinderwagengeeignet, die Gehzeit beträgt etwa eine halbe Stunde. Ihr könnt jetzt umkehren oder mit uns noch eine Runde durch den Wald machen; dazu braucht ihr aber ein geländegängiges Gefährt, falls ihr mit Baby unterwegs seid.
Wir schließen noch eine Runde durch den Tannenleich-Wald an
Ein Pfad führt in den Wald hinein.
Auch der Weg durch den Winterwald hat seinen besonderen Reiz.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, nach rechts (= Süden) abzubiegen.
Vom Waldrand aus entdeckt ihr schon das Sträßchen, das in Richtung B472 zurückführt; rechts im Hintergrund seht ihr die Kurfürstenallee:
Ihr folgt dem Sträßchen und überquert wieder die Bundesstraße.
Wir hatten das Glück, dass auf dem Rückweg die Sonne herauskam und den Kirchturm von St. Martin beleuchtete. Ist das nicht ein schönes Bild?
Dann geht es über die Allee wieder zurück zum Parkplatz an der Musikakademie.
Wir waren ungefähr eineinhalb Stunden unterwegs und haben unseren Winterspaziergang über die Kurfürstenallee Marktoberdorf sehr genossen. Ich möchte gerne einmal im Herbst wiederkommen, wenn die Blätter gelb und orange leuchten …
Falls ihr euch für weitere Aktivitäten in und um Marktoberdorf interessiert, empfehle ich euch folgende Posts:
- Schöne Radtour mit Kindern ab Marktoberdorf bis Sameister
- Gut essen in Marktoberdorf – meine Café- und Restaurantempfehlungen
Oder sucht ihr nach weiteren kinderwagengeeigneten Touren? Dann seht doch einmal auf meiner Liste der schönsten Kinderwagen-Wanderungen im Allgäu nach.
Was für ein schöner Winterspaziergang! Bin ein wenig neidisch hier – am verregneten Niederrhein, wo Schneeflocken fast nie liegen bleiben.
Liebe Grüße
Carolin
Naja, die letzten zwei Jahre hatten wir in der Vorweihnachtszeit auch kaum Schnee – deswegen bin ich ja dieses Jahr so begeistert. Und mit Schnee ist wirklich alles schöner 🙂