So intensiv und gleichzeitig entspannt wie beim Kanufahren auf der Iller kann man den Fluss auf keine andere Art erleben: Beim langsamen Dahingleiten nimmt man jede Nuance des Wassers wahr, spürt die kleinen Veränderungen durch Strömung, Wind und Steilufer. Man kann Wasservögel, Libellen und sogar Biber beobachten und sich an warmen Tagen einen ganz privaten Badeplatz suchen. Einfach wunderbar!
Übrigens ist das Kanufahren auf der Iller zwischen Altusried und Kardorf keineswegs vergleichbar mit dem deutlich wilderen Rafting auf der Iller bei Fischen. Im südlichen Oberallgäu ist die Iller ein weitgehend ungebändigter Bergfluss mit starker Strömung, Wirbeln und Stromschnellen. Im „Unterland“ fließt sie dagegen im Sommer recht behäbig dahin, da sie durch etliche Staustufen gezähmt ist. Ihr braucht euch also keine Sorgen zu machen, dass die Strömung für euch zu stark ist. Andererseits heißt das: Ihr müsst fast durchgehend paddeln, wenn ihr vorankommen wollt.
Ein herrlicher Tag auf dem Wasser beim Kanufahren auf der Iller
Wir haben diese Tour mit einem Kanu gemacht, das wir beim Kardorfer Anbieter Illerkanu gemietet hatten. Dadurch brauchten wir nur ein Auto, weil wir morgens in Kardorf geparkt hatten und von dort zum Startplatz bei Altusried gebracht wurden. Ihr könnt aber natürlich genauso gut mit eurem eigenen Boot fahren, wenn ihr den Transfer anderweitig organisiert. Für die Strecke, die ich euch hier vorstelle, solltet ihr (mit Badepause) einen ganzen Tag veranschlagen.
Etappe 1: Von Altusried bis zur Staustufe Fluhmühle
Unser Einstieg lag direkt unter dem Hängesteg bei Altusried.
Da es meine erste Kanutour war, brauchte ich ein bisschen, bis ich darin sicher saß und paddelte. Ehe ich es recht merkte, erreichten wir währenddessen den Illerdurchbruch. Den kenne ich natürlich, weil wir dort schon öfter wandern waren (hier geht es zur Wanderung um den Illerdurchbruch bei Altusried). Aber vom Fluss aus gesehen wirkt er noch viel majestätischer als von oben.
Wir glitten an den weißen Steilwänden vorbei …
und gelangten auf den unteren Teil der Illerschleife bei Altusried, wo sich der Fluss deutlich weitet. Eine halbmondförmige Insel liegt in seiner Mitte.
Anschließend paddelt man ein ganzes Stück ziemlich gerade dahin, bis die Staustufe Fluhmühle in Sicht kommt.
Vor dem Stauwehr liegt (links) ein kleiner Bootslandeplatz, den wir ansteuerten.
Dort setzten wir das Kanu auf Räder und zogen und schoben es um das Wehr herum.
Verlaufen kann man sich dabei nicht, denn die Landroute für Bootsfahrer ist an jedem Illerwehr vorbildlich ausgeschildert.
Nördlich des Wehrs mündet ein kleiner Bach in den Fluss, so dass sich ein sehr schönes Kiesbank-Pritschel-Gelände ergibt, das Einheimische gern zum Baden nutzen.
Da wir noch nicht sehr lange unterwegs waren, fuhren wir aber erst einmal weiter.
Etappe 2: Von Fluhmühle bis zur Illerstaustufe Legau
Nach dem Kraftwerk fließt die Iller kurz mit etwas mehr Strömung, bevor sie es wieder ruhiger angehen lässt. Schon bald kommt die Brücke in Sicht, die Richtung Bad Grönenbach führt.
Über diese Brücke war ich schon gewandert, diesmal habe ich sie nicht über-, sondern unterquert. Sehr schön, diese neue Perspektive!
Kurz nach der Brücke macht die Iller eine große Schleife westwärts. Rechts erhebt sich wieder eine Steilwand, in der im Frühling Eisvögel brüten.
Links entdeckten wir unseren perfekten Picknickplatz. Ihr habt ihn oben schon im Titelfoto gesehen. Um uns herum tanzten die Libellen auf dem Wasser und dann schoss sogar ein Eisvogel an uns vorbei – ein herrliches Plätzchen.
Nach einem entspannten Picknick zogen wir das Kanu zurück ins Wasser und paddelten weiter. Bald weitet sich der Fluss wieder und lässt Platz für Schilfsäume und kleine Treibholz-Inseln.
Vielleicht ist der Haufen links auch eine Biberburg? Jedenfalls ist an dieser Stelle ein Biber pfeilschnell an uns vorübergeschwommen. So schnell konnte ich die Kamera gar nicht aus dem wasserdichten Beutel ziehen … dafür konnte ich kurz darauf die Schwäne beim Durchstarten einfangen.
Überhaupt ist es beim Kanufahren auf der Iller toll, die vielen Wasservögel zu beobachten. Natürlich haben wir uns vom Schilf immer ferngehalten, weil dort die Brutgebiete und Vogelkinderstuben sind. Trotzdem gab es genug zu sehen. Auf diesem Stück Schwemmholz sitzt zum Beispiel eine Bachstelze.
Eine Illerschleife weiter kommt auch schon die nächste Staustufe in Sicht, nämlich die bei Legau.
Auch hier gibt es einen Landeplatz, von dem aus man das Kanu auf Räder setzen kann.
Dann folgt wieder ein kleiner Fußmarsch, bis man auf der anderen Seite der Staustufe zurück ans Wasser kommt.
Etappe 3: Von der Illerstaustufe Legau bis Maria Steinbach
In den letzten Jahren wurden um die Illerstaustufen Fischtreppen gebaut, was ökologisch sehr zu begrüßen ist. Hier bei Legau wurden zusätzlich ein Aussichtsturm und ein Hängesteg errichtet. Wer beim Kanufahren auf der Iller ein bisschen pausieren möchte, kann also den Fluß zwischendrin aus der Vogelperspektive betrachten. Oder ein bisschen baden.
Aufs Baden hatten wir inzwischen richtig Lust bekommen – es war ein heißer Tag –, deswegen beschlossen wir, uns einen kleinen Strand ganz für uns allein zu suchen. Vor der nächsten Illerschleife fanden wir ihn.
Weicher, fast weißer Sand, illergrünes Wasser, ausgebleichtes Schwemmholz – unser Badeplatz hatte fast karibisches Flair. Das Wasser war erfrischend, aber nicht kalt und das Baden darin ganz wunderbar.
Nach der Badepause zeigte die Iller sich weiterhin von ihrer ganz besonders schönen Seite.
Nach einer längeren, fast geraden Paddelstrecke kam Schloss Kronburg in Sicht. Aus dieser Perspektive kannte ich es noch nicht; ich war bisher nur zum Weihnachtsmarkt auf Schloss Kronburg. Den kann ich übrigens wärmstens empfehlen!
Je weiter wir nordwärts kamen, desto mehr Schwäne und andere Wasservögel tummelten sich um uns.
Die letzte Staustufe, die wir auf dieser Tour zu passieren hatten, war die Illerstaustufe 7 bei Maria Steinbach.
Um dieses Wehr schiebt man das Kanu in einem recht großen Bogen herum. Aber es ist ja auch das letzte Mal auf dieser Tour …
Etappe 4: Von Maria Steinbach bis zum Kardorfer Stausee
Nach dem Wehr gibt es ein kurzes Stück mit richtiger Strömung. Darüber freut man sich beim Kanufahren auf der Iller, denn langsam wurden mir die Arme vom Paddeln etwas müde.
Nach der nächsten Flussbiegung wartet aber schon das nächste Highlight: die Historische Illerbrücke bei Illerbeuren.
Auf ihr fahren heute keine Autos mehr, sondern nur Fahrräder. Sie ist auf jeden Fall viel schöner als die meisten modernen Brücken.
Wir glitten unter der Brücke hindurch, dann an Illerbeuren und seinem kleinen Flussbad vorbei. Dann kam Kardorf in Sicht, wo sich die Iller zum gleichnamigen Stausee weitet.
Der Kardorfer Stausee ist ein Vogelschutzgebiet, weswegen man mit dem Kanu nur ganz am äußeren Rand (zur Kardorfer Seite hin) entlangfahren darf. Am gegenüberliegenden Ufer wurde eigens ein Vogelbeobachtungsturm erreichtet, von dem aus Hobby-Ornithologen das Treiben auf dem See beobachten können.
Der See ist ganz schön groß, wir hatten also noch einen ordentlichen Bogen zu paddeln.
Vögel gibt es hier wirklich viele; ich habe sie mit der Kamera herangezoomt.
Am Ende des Sees liegt die Illerstaustufe Lautrach. Kurz vor der Staustufe landeten wir am rechten Ufer an, wo wir bereits erwartet wurden.
Das war mein erster Ausflug mit dem Kanu, aber bestimmt nicht mein letzter! Dieser Tag auf der Iller war einfach traumhaft schön und absolut entspannend.
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Hallo, könnte ich die Tour auch wieder retoure fahren? Oder ist die Strömung zu stark? Auf wie lange würdest du deine reine einfache Fahrtzeit einschätzen?
Vielen Dank im Vorraus 🙂
Hm, die Strömung ist nicht sehr stark, also wenn man ordentlich paddelt geht das wohl auch flussaufwärts. Aber keinesfalls für die ganze Strecke, denn man muss ja auch jedes Mal wieder um die Staustufen herum und die reine Fahrzeit lag bestimmt bei drei Stunden.
Sehr schöner Beitrag. Hilft uns sehr, selbst die Tour zu planen!
Liebe Grüsse aus St. Gallen
Thomas
Hallo Thomas, vielen Dank für diese schöne Rückmeldung – ich wünsche euch einen wunderschönen Tag auf der Iller!
Hallo Barbara ,
vielen herzlichen Dank für diesen perfekten Blog- und Buchbeitrag in Wort und Bild.
Gerne steht wieder einmal ein Boot bereit … jetzt dann im Herbst wenn sich die bunten Farben
in der Natur täglich verändern kann ich so eine Kanutour besonders empfehlen .
Dann wird aus der verträumten Iller ein richtiges “Indian Summer Feeling “
Au ja, das ist eine prima Idee – im Herbst stelle ich mir die Tour auch toll vor!