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Impressionen vom leeren Forggensee 2018

Impressionen vom (fast) leeren Forggensee 2018

Die Meldungen vom trockenen Forggensee 2018 haben es ins Fernsehen und bis in die Frankfurter Allgemeine Zeitung geschafft. Dabei ist der Forggensee eigentlich jedes Jahr ziemlich leer. Nur halt im Spätwinter und nicht gerade dann, wenn die touristische Hauptsaison ist. Denn der See, der so malerisch zwischen Roßhaupten und Füssen liegt, ist eine Schöpfung des 20. Jahrhunderts, entstanden durch das Anstauen des Lechs zum Zweck der Stromgewinnung und des Hochwasserschutzes der flussabwärts gelegenen Gemeinden. Jedes Jahr wird er über den Winter nach und nach abgelassen und bis zum Saisonbeginn am 1. Juni wieder angestaut. Dieses Jahr ist aber alles anders, wie dieses Foto vom 10. Juni 2018 zeigt:

Steinmännchen im leeren Forggensee 2018

Der Grund ist technischer Natur: Die Betreibergesellschaft Uniper hat im Frühjahr gravierende Schäden am Damm bei Roßhaupten festgestellt. Nun muss der Damm repariert werden. Deswegen wurde der Wasserspiegel noch tiefer gesenkt als sonst im Frühling und bis jetzt, Mitte Juni, noch nicht wieder mit dem Anstauen begonnen. Was für die Bootsvermieter und etliche Hoteliers einen drastischen Geschäftseinbruch bedeutet. Segeln ist halt schwierig, wenn dafür praktisch nur eine Pfütze zur Verfügung steht. Wenn auch eine sehr malerische Pfütze …

Segelboote im (fast) leeren Forggensee 2018

So sieht dann übrigens der Weg vom Boot zurück zum Anlegesteg aus:

Bootssteg am fast leeren Forggensee 2018

Ein bisschen trostlos wirkt das ja schon am Forggensee 2018, fast ohne Wasser …

Für Entdecker, Fotografen, Hobby-Archäologen und Mountainbiker ist die bizarre Seegrundlandschaft dagegen ein magischer Ort. Auch für mich, obwohl ich schon zweimal bei Expeditionen auf dem Seegrund dabei war und auch schon darüber geschrieben habe. Und natürlich muss ich euch unbedingt meine Fotos zeigen. Zunächst habe ich mir den Spaß gemacht und einige Fotomotive aus meiner Sammlung gegenübergestellt.

Meine Forggensee-Vergleichsfotos

Im April 2014 habe ich zum ersten Mal eine Führung mit dem Heimatforscher Magnus Peresson über den Seegrund gemacht. Darüber habe ich einen eigenen Post geschrieben: Mondlandschaft mit Tiefgang: Auf dem Grund des Forggensees gibt es viel zu entdecken

Auch damals war der Wasserstand wegen Wartungsarbeiten tiefer abgesenkt worden als sonst. Deswegen kam die Tiefentalbrücke der alten B16 höher aus dem Wasser als normalerweise. Der Pegelstand im Juni 2018 ist ähnlich, wie die Vergleichsfotos zeigen:

die alte Tiefentalbrücke im Forggensee 2018 und 2014 im Vergleich

Wie gesagt, 2014 waren wir im April da, als der See den niedrigsten Pegel seit langem hatte. Im Juni war er natürlich voll.

Oben habt ihr ja das Bild von den Segelbooten gesehen, die vor der Yachtschule bei Dietringen liegen. Dieselbe Bucht habe ich im November 2015 fotografiert, als wir eine Radtour rund um den Forggensee gemacht haben.

Forggenseebucht 2018 im Vergleich zu 2015

Und hier noch Vergleichsfotos von meinem Lieblingsbaum am See:

Baum am Forggenseestrand 2018 und 2015 im Vergleich

Auch an der Staumauer selbst wird deutlich, wie groß die Pegelunterschiede sind:

Forggensee-Staumauer bei Roßhaupten 2018 im Vergleich zu 2015

Schon beeindruckend, oder?

Meine Impressionen aus dem (fast) leeren Forggensee 2018

Schöner ist mehr Wasser natürlich schon. Aber auch die freigelegten Strukturen aus Sand, Holz und Felsen haben ihren Reiz. In der Nähe der Yachtschule habe ich zum Beispiel diese nicht mehr sehr yachtmäßigen Bootsreste entdeckt.

Bootswrack im Forggensee 2018

Bei diesen knochenartigen Felsformationen musste ich gleich an die Legende vom Drachen bei Tiefental denken …

Felsformation im leeren Forggensee 2018

Das hier könnte doch eine Drachenwirbelsäule sein, oder?

Drachenwirbelsäule im leeren Forggensee 2018

Und dann diese Baumstümpfe – als würden sie aus dem See krabbeln wollen. Oder zumindest gelegentlich umherwandern und sich voller Sehnsucht nach einem anderen Wesen ausstrecken.

Baumstumpf im Forggensee 2018

Baumstumpf im fast leeren Forggensee 2018

Baumstümpfe im Forggensee 2018

Die wüstenartige Landschaft wirkt vor dem Grün der Umgebung fast unwirklich.

Der fast leere Forggensee bei Tiefental 2018

Übrigens konnte ich in dem wunderbaren Abendlicht nicht widerstehen und musste eines meiner selten Selfies machen. Also eigentlich ist es ein Wefie, schließlich hat mich der geduldigste Ehemann von allen bei meiner Fototour begleitet.

Doppel-Selfie im Abendlicht

Wir waren auch deshalb im nördlichen Seegebiet unterwegs, weil man hier die Pegelunterschiede besonders stark bemerkt. Der südliche Teil des Sees ist flacher und fällt jeden Winter weitgehend trocken. Hier gibt es archäologisch etliches zu entdecken. Was, das habe ich letztes Jahr in meinem Post Entdeckungsreise auf dem Grund des Forggensees beschrieben. Und wenn ihr wissen wollt, wie der See normalerweise im Sommer bzw. Herbst aussieht, könnt ihr das in meinem Beitrag Forggensee im Herbst: Märchenschloss und blaue Fluten nachschauen. Puh, ich glaube, ich muss langsam aufhören, diesen See zu fotografieren …

Impressionen aus dem fast leeren Forggensee 2018

Kategorie: Outdoor

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Oft und gerne tief im Allgäu unterwegs als Bloggerin und Reiseführerautorin

6 Kommentare

  1. P. Dya sagt

    Ja, auch wir waren im besagten Jahr in Rieden am Forggensee zu Gast. Äusserst beeindruckende bizarre Landschaft…
    Auf mich wirkten die Baumstümpfe mit ihren noch fest im Boden verankernden Wurzeln wie noch immer schreiende Hilferufe. Wenn man sich die Entstehung des Sees mit dem dazugehörigen Kampf um die Ländereien noch einmal vor Augen führt. Wir standen damals innerhalb der Grundmauern eines Hofes/Zimmers, sind durch eine “Tür” hinaus und haben förmlich die Verzweifelung der Menschen von damals gespürt. Menschen, welche ihr Zuhause verloren haben und umgesiedelt wurden.
    Die mächtigen Bäume – dem Umfang des Stumpfes nach zu urteilen – konnten nicht umgesiedelt werden….. Ich sah die Wurzeln und sie sahen aus, als wollten sie dieses Land bis heute nicht loslassen – sie halten mit aller Kraft daran fest. An ihrem “zu Hause”….
    Irgendwann werden auch sie diesen Kampf verlieren….
    Es war eine sehr nachdenkliche und teilweise beklemmende Zeit dort unten im “See”…. .
    Ich bin froh es persönlich erlebt zu haben. Und wir werden sicher den aufgestauten See demnächst wieder genießen – mit dem ein oder anderen Gedanken an damals.

    • Barbara sagt

      Stimmt, wenn man sich vor Augen führt, wie das wohl damals war, als der See geflutet wurde, ist das schon ein bisschen beklemmend.

  2. Andrea u. Ede sagt

    Tolle beeindruckende Fotos, meiner Freundin und mir ist ein aufgestauter See lieber. Kommen alle Jahre wieder aus dem hohen Norden um vor allem den Forggensee zu genießen. Sitzen nun am leeren Illasbergsee und trauern dem verlorenen Wasser nach. Ciao ANDREA & Ede

    • Barbara sagt

      Hallo Andrea und Ede, ich fand es faszinierend, wie schnell aus dem See wieder eine Auenlandschaft wurde; man konnte sich zwischendrin gut vorstellen, wie es hier früher (vor dem Dammbau) war. Die derzeitige Halb-See-halb-Trockenlandschaft-Situation ist dagegen etwas unbefriedigend. Wenn ihr nächstes Jahr um diese Zeit wieder ins Allgäu kommt, könnt ihr hoffentlich im Illasbergsee wieder baden oder wenigstens den Seeblick genießen …

    • Barbara sagt

      Ja, das war ein herrlicher Abend im leeren See, ich hatte da wirklich viel Spaß. Es freut mich, wenn Dir das Ergebnis gefällt!

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