Der Iller-Radweg stand schon lange auf meiner Liste. Im Oktober haben wir die erste Etappe in Angriff genommen, die etwa 50 km lang ist und vom Illerursprung bei Oberstdorf bis nach Kempten führt. Wir sind mit dem Zug bis Oberstdorf gefahren und vom Bahnhof losgeradelt. So viel kann ich schon verraten: Es war ein echter Genuss!
Die Bahnfahrt war recht gemütlich, was auch daran lag, dass wir an einem Donnerstagmorgen gefahren sind. In der Hochsaison gibt es oft Engpässe in den Zugabteilen, da kann es sogar passieren, dass man nicht mitgenommen wird.
Noch zwei Tipps zum Zugfahren:
1. Die Fahrradkarten kann man nicht im Internet kaufen, sondern muss sie am Automaten im Bahnhof erwerben. Die Strecke Kempten-Oberstdorf gilt als Kurzstrecke, das macht die Sache ein wenig billiger als mit einer normalen Fahrrad-Tageskarte.
2. Der Zug wird in Immenstadt geteilt: Normalerweise fährt der vordere Zugteil weiter nach Oberstdorf, der hintere nach Lindau. Achtet auf die Anzeige am Bahnhof, damit ihr im richtigen Zugteil sitzt. Wenn ihr die Strecke in der umgekehrten Richtung fahrt, also in Oberstdof einsteigt, wird der Zug in Immenstadt zusammengekoppelt, ihr braucht also nichts weiter zu beachten.
Iller-Radweg, Etappe 1: von Oberstdorf nach Kempten
Startpunkt war also der Bahnhof in Oberstdorf.
Von hier aus geht es auf der Straße nach Norden, am Baugeschäft Geiger vorbei und dann nach rechts auf den Radweg an der Breitach entlang.
Rechts von diesem Damm fließt tatsächlich die Breitach, die Iller gibt es bis hierher nämlich noch gar nicht. Sie entsteht erst ein Stückchen weiter, nämlich genau an dem Punkt, an dem die Flüsschen Stillach und Trettach in die Breitach münden.
Vom Illerursprung bis Sonthofen
Diese Drei-Flüsschen-Kreuzung ist der Illerurspung. Ein kleiner Rastplatz mit Schautafeln lädt zum Verweilen ein.
Danach geht es auf einem breiten, gut gepflegten Damm weiter in Richtung Fischen. Die Iller hat hier noch das tiefgrüne Wasser und den ungezähmten Charakter eines Gebirgsflusses.
Schon bald kommt die Illerbrücke bei Fischen in Sicht. Ihr müsst sie überqueren, denn ab Fischen führt der Weg am rechten Flussufer entlang. Zuerst solltet ihr einen Blick zurückwerfen, nämlich aufs Rubihorn (das ist der markante Berg links im Bild). Schön, oder?
Wenn ihr wieder nach Norden seht, schiebt sich schon der Grünten ins Bild. Er wird im Laufe der Tour immer näher heranrücken.
Erst einmal geht es gemütlich weiter Richtung Sonthofen.
Oft sieht man die Iller gar nicht, weil der Uferbewuchs so dicht ist. Dafür hat man einen schönen Blick ins Illertal.
Hier hat man sich um eine Renaturierung bemüht, es gibt wieder Altwasser, Auwald und Überschwemmungsflächen. Das hat einen ganz eigenen Reiz.
Nach einer weiteren Biegung kommen die beiden Wahrzeichen von Sonthofen in Sicht – der Grünten und die Ordensburg.
Auf dem Fluss vor der Brücke sind fröhlich-bunte Boote beim Rafting unterwegs. Das habe ich inzwischen übrigens auch selbst einmal ausprobiert und natürlich einen Beitrag über mein Rafting-Abenteuer auf der Iller geschrieben.
Es lohnt sich, nach der Brücke einen Blick zurück nach Süden zu werfen – ist das nicht eine sagenhafte Aussicht?
Der Iller-Radweg zwischen Sonthofen und Immenstadt
Etwas später gilt es wieder, die Iller zu überqueren; folgt einfach dem Radwegweiser Richtung Blaichach.
Zwischen Blaichach und Immenstadt kommt ihr direkt am Inselsee vorbei. Das ist eine Wakeboard- und Wasserskianlage mit einem beliebten Ausflugslokal nebst hübschem Spielplatz. Eine Mittagspause dort hätte uns gut gefallen, aber leider hatte das Café Inselsee an diesem Oktoberdonnerstag schon geschlossen. Die Sommersaison beginnt im April wieder.
Also sind wir dem Weg weiter in Richtung Immenstadt gefolgt. Kurz vor Immenstadt fließt die Iller schon viel gemächlicher dahin.
In Immenstadt führt der Radweg kurz in Richtung Ortsmitte, dann entlang der Bahnstrecke nach Norden.
Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Burgruine Laubenberg-Stein:
Und auf den Fluss natürlich.
Nach Immenstadt führt der Radweg durch eine renaturierte Zone. Ihr solltet unbedingt einen kleinen Stopp am Illersteg nach Untermaiselstein machen. Diese Fußgängerbrücke führt nicht nur über den Fluss, sondern auch über die B19 und ist ein höchst gelungenes Stück Architektur.
Auch der Fluss kann sich hier wirklich sehen lassen!
Danach sind es nur noch ein paar Minuten zu fahren, bevor der Iller-Radweg sich der B19, und zwar der Abfahrt Immenstadt-Stein, nähert. Wir haben den Radweg kurz verlassen und sind die paar Meter bis zum Haxnwirt in Immenstadt-Thanners gefahren.
Nach der Radelei waren wir hungrig – aber diese riesige Schweinshaxe habe ich trotzdem nicht ganz geschafft …
Gleich neben dem Haxnwirt liegt übrigens der Eingang zum Werdensteiner Moos, ein renaturiertes Moor mit einem sehr schönen Lehrpfad rundherum. Das ist auf jeden Fall einen eigenen Besuch wert.
Das letzte Stück der ersten Etappe auf dem Iller-Radweg: von Martinszell bis Kempten
Schnell geht es wieder weg von der vielbefahrenen Bundesstraße, hinunter nach Martinszell. Ab hier wird der Iller-Radweg wieder sehr idyllisch.
Der ehemalige Gebirgsfluss hat inzwischen einen deutlich behäbigeren Charakter angenommen.
Besonders schön fand ich die Weide mit den Schumpen, die in die Iller hinuntersteigen, um zu trinken.
Weiter geht es am Kieswerk vorbei Richtung Stadt. Unter der Autobahnbrücke bei Hegge fahren wir gemütlich durch.
Dann kommt auch schon das erste von mehreren Wasserkraftwerken in Sicht.
Trotz Autobahnnähe und Kraftwerken ist es hier schön, das Radeln macht Spaß.
Dann erreichen wir Kempten-St. Mang.
Die alten Industriegebäude am Fluss sind toll, oder?
Kurz danach mussten wir wegen hochwasserbedingter Schäden einer Umleitung folgen; bis zum Bahnhof waren es nur noch ein paar Minuten. Der eigentliche Iller-Radweg führt noch weiter bis Kempten-Heiligkreuz, aber wir hatten das Auto ja am Bahnhof und haben dort die Räder wieder eingeladen. Hier habe ich noch einen letzten Blick über die Iller-Staustufe auf die Kemptener Altstadt für euch; das Bild ist an der B19-Illerbrücke entstanden.
Falls euch nun nach einer Stärkung zumute ist, empfehle ich euch meinen Post Gut essen in Kempten: meine Restaurant- und Café-Empfehlungen.
Weitere Informationen und Details zum Iller-Radweg
Der Iller-Radweg hat noch zwei weitere Etappen, von denen eine von Kempten nach Heimertingen und die dritte von Heimertingen nach Ulm führt, wo die Iller in die Donau mündet. Eine Beschreibung des gesamten Radwegs mit Karten findet ihr hier.
Details zur ersten Etappe vom Illerursprung bis Kempten:
- Wir haben vom Bahnhof in Oberstdorf bis Sonthofen – das sind rund 16 km – etwa eineinhalb Stunden gebraucht.
- Eine Möglichkeit für die Mittagspause, die uns von Einheimischen sehr empfohlen wurde, ist der Dorfwirt in Blaichach. Ihr findet ihn, wenn vom am Iller-Radweg in Blaichach einen kleinen Abstecher macht und dem Schild in Richtung Ortsmitte Blaichach folgt.
- Von Sonthofen nach Immenstadt sind wir eine halbe Stunde gefahren und danach nochmals eine halbe Stunde bis zum Haxnwirt in Thanners.
- Das letzte Stück von Thanners bis Kempten sind wir relativ zügig durchgefahren; mit einer hochwasserbedingten Umleitung bei Hegge haben wir bis zum Bahnhof etwa eine Stunde gebraucht.
Wenn ihr nach weiteren Radtouren mit geringer Steigung und großem Genussfaktor sucht, schaut doch mal hier:
- Schöne Radtour mit Kindern ab Marktoberdorf bis Sameister (man kann sie natürlich auch ohne Kinder radeln)
- Radtour rund um den Forggensee – traumhaft schön im Spätherbst
- Mit dem Fahrrad von Kaufbeuren nach Füssen
- Kleine Radrunde bei Bad Wörishofen
Hallo Barbara,
herzlichen Dank für die interessante Radltour. Ich bin 2017 die Iller von Babenhausen bis nach Ulm geradelt. Vielleicht schaff ich es ja nächstes Jahr mal von Oberstdorf aus.
Ich muss dich leider korrigieren. Das Fahrradticket kann man bei der Bahn auch online bestellen. Ist aber etwas komplizierter als das Allgäu-Schwabenticket.
Ich bin im September einmal mit dem Rad von Augsburg nach Kaufbeuren und von dort über Lechbruck nach Füssen geradelt. Ein weiteres Mal auch mit dem Zug nach Füssen, um die vielen Seen zu umrunden. Beide Male hab ich das Ticket online gekauft.
Schau mal bei der Bahn unter: —Tickets und Angebote- Zusatzticket – Fahrradkarten.—– Dort kannst du online buchen. Leider konnte ich damals das Fahrradticket nicht auf meiner DB-App laden. Ich hab den Barcode per mail bekommen und mit dem Handy abfotografiert und zur Sicherheit noch mals ausgedruckt.
Bin auf der Hin- und Rückfahrt kontrolliert worden. Das Foto vom Barcode auf den Handy hat funktioniert.
Die Bahn stellt gerade ihre Website um, da soll vieles besser werden. Hoffen wir mal.
Schöne Grüße Herbert
Hallo Herbert, vielen Dank für die Info zur Fahrradkarte. Ich habe sie über die BahnApp nicht bekommen und sie dann am Automaten gekauft. So richtig unkompliziert ist die von dir beschriebene Variante ja auch nicht. Hoffentlich geht es bald über die BahnApp.
Den Iller-Radweg habe ich inzwischen auch von Kempten nach Oberstdorf befahren und finde ihn so sogar noch schöner. Super finde ich auch den Abschnitt von Kempten nach Altusried. Weiter bin ich noch nicht gekommen.
Liebe Grüße, Barbara
Liebe Barbara, die Tour hört sich wunderbar an. Die Beschreibung super. Mal sehen ob wir es nächstes Jahr schaffen.
Wir fahren oft an der Iller. Wir wohnen bei Ulm. Gruß Christa
Hallo Christa, lieben Dank für den netten Kommentar. Ich kann die Tour nur empfehlen, besonders im Herbst ist sie wunderschön.