Zwar ist das Allgäu keine klassische Bergbauregion, doch wurde auch hier über Jahrhunderte Tage- und Untertagebau betrieben, nämlich in den Erzgruben am Grünten bei Burgberg.
Die Erzgruben am Grünten sind mehr als nur alte Gruben
Die Eisenerz-Abbaustellen gerieten in Vergessenheit, nachdem der Bergbau im 19. Jahrhundert eingestellt wurde. Die 2012 eröffneten Erzgruben Burgberg macht sie für heutige Besucher teilweise wieder zugänglich und zeigt anschaulich, wie das Leben für die Bergleute damals war. Es war jedenfalls nicht so lustig, wie der kleine Maulwurf, das Maskottchen der Erlebniswelt, suggeriert.
Neben dem Eingang und der Gaststätte „Knappenhock“ befindet sich heute ein Museumsdorf.
Da das am Grünten abgebaute Erz von nicht sehr guter Qualität war, wurde es vor allem für Hufeisen, Nägel, Werkzeuge und Töpfe verwendet. Entsprechend ist hier eine Huf- und Nagelschmiede zu sehen:
Sehr empfehlenswert: ein Besuch der Erzgruben Burgberg mit Führung
Man kann das Museumsdorf allein besichtigen, aber wir haben es im Rahmen einer Dorf- und Grubenführung besucht, was ich nur empfehlen kann. Die Führung dauert rund 2 Stunden und wird in der Nebensaion zweimal täglich, im Juli und August 5-mal täglich, angeboten. Termine und Preise findet ihr hier.
Mit unserer kundigen Führerin war es ein Leichtes, im Bergwald die Spuren des früheren Tagebaus zu entdecken:
Wenn die Tagebau-Spalten zu tief wurden und damit die Steinschlag- und Erdrutschgefahr stieg, begann man, unterirdisch nach den Erzadern zu graben. Insgesamt gibt es etwa 20 solcher Gruben, die auf dieser Karte zu sehen sind:
Spannend: der Abstieg in die Unterwelt
Im Rahmen der Führung besichtigt man die Theresien- und die Anna-Grube.
Die Temperatur in einer solchen Grube beträgt auch an einem heißen Somertag nur etwa 10 bis 12°C (Jacke mitnehmen!), die Luft ist sehr feucht. Die Knappen waren damals mit dünnen Leinengewändern bekleidet. Sie arbeiteten im Licht eines Kienspans oder eines Öllämpchens praktisch im Dunkeln, nur mit ihrer Muskelkraft und ein paar Handwerkzeugen. Wir können heute nur erahnen, was für ein hartes und gefährliches Leben das war. Da sieht man buchstäblich erst wieder Licht am Ende des Tunnels …
Hier ist noch eine Erzader zu sehen und auch, wie schmal die Schächte waren, die von den Bergleuten gegraben wurden: genau der Ader entlang.
Während der Führung geht es von etwa 1100 auf 1300 Meter Höhe, teilweise durch den Wald, teilweise auf einer Straße. Die Tour ist gut für Kinder ab etwa 6 Jahren, nicht aber für Kinderwagen geeignet. Da die Wege gut befestigt sind, kann man die Erzgruben Burgberg auch bei schlechtem Wetter besichtigen.
Wir haben uns danach mit einem sehr guten Wurstsalat im „Knappenhock“ gestärkt. Auch den kann ich ich nur empfehlen!
Anfahrt zu den Erzgruben am Grünten:
B19 Ausfahrt Immenstadt Süd, dann St2006 über Agathazell nach Burgberg und der Beschilderung nach, parken am Gasthof Alpenblick, von dort ca. 15 Minuten zu Fuß (der Weg ist beschildert).
Die Erzgruben Burgberg sind übrigens auch ein beliebtes Ausflugsziel an Regentagen, weswegen sie es auf die Liste meiner schönsten Regenwetter-Ausflugsziele im Allgäu geschafft haben.