Im Bergsommer blühen die Alpenblumen im Allgäu in allen Farben. Besonders Pflanzen, die kalkhaltige Böden lieben, fühlen sich hier wohl. Hier stelle ich euch die schönsten Blüten vor, die ich auf meinen Touren gefunden habe und die typisch für die Alpen sind. Mit liebem Dank an meine Freundin und Kollegin Judith Engst, die mir für diesen Blogpost ihr Wissen als Botanikexpertin großzügig zur Verfügung gestellt hat.
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Wo blühen die schönsten Alpenblumen im Allgäu?
Die meisten Exemplare habe ich auf einer Fototour Ende Juni zwischen dem Fellhorn und der Kanzelwand bei Oberstdorf geknipst. Das Fellhorn trägt seinen Beinamen „der Blumenberg“ mit Recht! Auch eine kleine Wanderung Anfang Juli auf das Wertacher Hörnle war blütentechnisch ergiebig. Die übrigen Bilder stammen von der Rundwanderung um den Großen Widderstein und von einer Tour über den Hochschelpen bei Balderschwang.
Im Titelfoto dieses Beitrags habe ich euch gleich eine der bekanntesten und prächtigsten Vertreterinnen der Alpenblumen gezeigt, nämlich die Alpenrose. Um genau zu sein, handelt es sich um die rostblättrige Alpenrose (die Blattunterseite sieht tatsächlich etwas rostig aus), die saure Böden bevorzugt.
Zur Zeit der Alpenrosenblüte ist auch das Fellhorn ein besonders beliebtes Ausflugsziel, weil dann ganze Hänge purpurrot leuchten. Überhaupt ist das Fellhorn als „Blumenberg“ bekannt, und das mit einiger Berechtigung. Diese Bergwiese unterhalb der Kanzelwandbergbahn fand ich jedenfalls wunderschön:
Ob man die aus den Gondeln der Bergbahn auch so gut sieht?
Blühender Bergwiesen sind einfach traumhaft schön, da habe ich gleich noch ein paar Bilder für euch. Dieses hier stammt vom Buronhang, das habe ich bei einer Bergtour auf die Reuterwanne fotografiert:
Auf einer Wanderung im Trettachtal bei Oberstdorf musste ich an dieser Arnika-und-Storchschnabel-Wiese zum Fotografieren stehen bleiben:
Die übrigen Bergblumen zeige ich euch brav geordnet:
Die schönsten Allgäuer Alpenblumen nach Blütenfarben sortiert
Ich gebe zu, dass ich eine Schwäche für blaue Blumen habe (wahrscheinlich ist das die Romantikerin in mir). Aber ich lasse mich auch von anderen Blütenfarben begeistern.
Weiß blühende Alpenblumen
Wer sagt, dass Weiß eine langweilige Farbe ist?
Die Blüten der Alpen-Küchenschelle haben mich jedenfalls gleich angelacht. Sie recken sich am Fellhorn der Sonne entgegen:
Diese mehrblütige Pflanze mit den weißen Blüten ist das Narzissen-Windröschen, auch Alpen-Berghähnlein genannt (Anemone narcissiflora):
Sie wächst auf feuchten, schattigen Bergwiesen, aber auch in Felsspalten und auf Felsschutt vor allem in den Alpen und ist sehr kalkliebend. Da ist sie auf dem Fellhorn genau richtig!
Vergleichsweise bescheiden nimmt sich dagegen das Alpen-Wollgras aus. Es besiedelt ebenfalls feuchte Böden und findet sich häufig an Moorrändern. Ich finde die kleinen Fruchtstandbüschel ganz bezaubernd.
Die Königin der weißblühenden Alpenblumen ist sicher die Silberdistel, die sich auf vielen mageren, kalkhaltigen Bergwiesen findet. Diese hier ist im Kleinwalsertal zuhause.
Ich kenne Silberdisteln nur ohne Stengel. Meine Freundin und Botanik-Expertin Judith Engst schreibt dazu:
„Wissenschaftlich heißen sie Carlina acaulis, also Stengellose Silberdistel. Weil die Exeplare bei uns auf der Alb aber dazu neigen, doch gewisse Stengel auszubilden, haben die Botaniker jetzt eine Unterart „Caulescens“ gebildet. Damit haben wir hier jetzt die Stengelbildende stengellose Silberdistel. Ist das nicht kurios?”
Alpenblumen in fröhlichem Gelb und Orange
Meine besondere Favoritin unter den Gelbblühern ist die Trollblume. Sie gehört zu den Hahnenfußgewächsen, bevorzugt feuchte Bergwiesen und wächst auf bis zu 3.000 Metern Höhe. Schade, dass sie inzwischen zu den gefährdeten Arten gehört; bei uns im Allgäu findet man sie aber noch vergleichsweise häufig.
Der Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) mag trockene, kalkhaltige Böden und blüht im gesamten Alpenraum. Er heißt so, weil die Hülsenfrucht aussieht wie viele kleine aneinandergereihte Hufeisen.
In schönem Orange leuchtet der Gold-Pippau.
Er kommt im gesamten Alpenraum vor und mag feuchte, nährstoffreiche Wiesen. Dieses Exemplar habe ich auf einer Alpwiese bei Balderschwang gefunden.
Rosa und lila blühende Bergblumen
Zum Einstieg habe ich hier nochmals eine knallpinke, rostblättrige Alpenrose für euch, die ich 2019 auf dem Wertacher Hörnle fotografiert habe.
Hübsch rosa-fluffig ist diese akeleiblättrige Wiesenraute. Sie ist eine seltene Pflanze und mag die kalkhaltigen Böden der Allgäuer Alpen in mittleren Höhenlagen.
Zu meinen Lieblingen – die Bienen lieben sie auch – gehören die Wiesen-Flockenblumen (Centaurea jacea), die auf vielen Bergwiesen wachsen.
Der rosa-lila Storchschnabel gehört zur Familie der Geranien und gedeiht im ganzen Alpenraum auf feuchten Bergwiesen.
Die folgenden beiden Schönheiten sind Orchideenarten und tragen den Namen Knabenkraut. Die dezent-rosa Variante habe ich am Wertacher Hörnle fotografiert, die kräftig bordeauxfarbene Blüte am Fellhorn.
Weniger edel, aber dafür bei den Insekten sehr begehrt ist die Alpendistel (Carduus defloratus). Hier habe ich eine Blüte mit einem Baumweißling erwischt. Das ist ein Schmetterling, der früher vor allem auf Streuobstwiesen sehr verbreitet war, heute aber zu den Rote-Liste-Arten gehört
Bei einer Wanderung am Wertacher Hörnle habe ich noch ein Schmetterling-auf-Alpendistel-Foto gemacht. Diesmal handelt es sich um einen Kaisermantel.
Lila blüht auch der wilde Thymian, der sonnige und nährstoffarme Standorte bevorzugt. Auf dem Hochschelpen bei Balderschwang blühte er mitten auf dem Weg:
Blau blühende Blumen im Allgäuer Bergsommer
Kräftig blau blüht die Kugelige Teufelskralle. Sie mag magere Wiesen und kalkhaltige Matten und gehört zu den Alpenblumen, die bis in großer Höhe (bis über 3.000 m) wachsen.
In einem zarten Blauton blüht die bärtige Glockenblume (Campanula barbata), die ich am Wertacher Hörnle gefunden habe. Sie ist ebenfalls eine typische Alpenblume und trägt im Volksmund auch die hübschen Namen Himmelsglöckle oder Muttergottesglöckle.
In einem kräftigen Blau zeigt sich diese rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia), die ich am großen Widderstein im Kleinwalsertal gefunden habe. Sie mag ganz magere Böden und hebt sich besonders schön vom fast weißen Gestein ab.
Spektakulär blau blüht ein ganzes Nest stengelloser Enzian (Gentiana acaulis):
Ich finde diese Blüten einfach herrlich!
Bei einer Wanderung im Kleinwalsertal habe ich noch zwei weitere Enziansorten gefunden. Zum einen den Lungenenzian, der mehrere Blüten an einem Stengel trägt.
Zum anderen den Deutschen Enzian (Gentiana germanica), dessen Farbe mehr Richtung Violett geht. Der wusste wahrscheinlich nicht, dass das Kleinwalsertal zu Österreich gehört …
Welche Alpenblumen gefallen euch am besten? Welche vermisst ihr hier? Ich freue mich über eure Kommentare!
Wenn ihr wissen möchtet, welche Blumen im Allgäuer Frühling blühen, empfehle ich euch meinen Beitrag Frühlingsblumen: Im Allgäu blüht uns was Schönes!
Hallo Barbara,
eine sehr schöne Übersicht hast du hier gemacht. Mir gefällt am besten die Alpen-Küchenschelle – bei uns nennt man sie Kuhschelle :-). Die Trollblumen mag ich allerdings auch sehr.
Und was die Fotografierei und die Warterei betrifft: Ich habe mit dem Fotografieren begonnen, weil mir die ständige Warterei auf meinen Lebensgefährten zu langweilig war :-). Vielleicht hast du eine zweite Kamera für deinen Mann – ein Versuch lohnt sich. Ich liebe das Fotografieren mittlerweile.
Liebe Grüße,
Andrea
Liebe Andrea, es freut mich sehr, dass Dir meine Bergblumenbilder gefallen (vor allem, da ich weiß, wie meisterhaft Du selbst fotografierst). Mein Mann zeigt bisher zwar keinerlei Interesse am Fotografieren, aber vielleicht kommt das ja noch …
Ich finde, dein Mann kann ruhig mal warten (während du fotografierst) – das lohnt sich 🙂
Liebe Grüße
Sabine
Naja, er erträgt die Fotografiererei meistens mit Geduld, aber am Fellhorn hat er sie irgendwann verloren (die Geduld) 🙂