Tief im Allgäu – und besonders natürlich hoch im Allgäu – zieht der Frühling später ein als anderswo. Umso mehr freue ich mich über all die schönen Frühlingsblumen in den Allgäuer Alpen und dem Alpenvorland. Damit ich die diversen Gewächse auch richtig vorstelle, habe ich meine Freundin und Autorenkollegin Judith Engst zu Rate gezogen. Sie ist nämlich nicht nur eine tüchtige Finanz-, sondern auch eine versierte Botanikexpertin. Ihre Infos habe ich als Zitate gekennzeichnet.
Typische Frühlingsblumen im Allgäu
Wenn die Bäume noch kahl und die Wiesen mehr braun als grün sind, schieben sich diese Blumen der Sonne entgegen und sorgen für wunderhübsche Farbtupfer. Ich kann da nicht einfach vorbeigehen, sondern muss sie bewundern und fotografieren, ob es nun typische Alpenblumen sind oder nicht.
Was früh im Günztal blüht
Im Wald und am Waldrand gefunden habe ich zum Beispiel lilablaue Leberblümchen …
und Waldveilchen.
In zartem Weiß blühen die Schneeglöckchen,
die Märzenbecher
und der zarte Sauerklee.
Judith nutzt den Klee zur Erfrischung:
Der Sauerklee (Oxalis acetosella) wächst meist unter Fichten und schmeckt durch Oxalsäure schön sauer. Ich kaue gerne auf den Blättern herum, wenn ich durstig bin und kein Getränk mitgenommen habe.
Natürlich wachsen bei uns auch jede Menge Schlüsselblumen.
Im Garten meiner Schwiegermama blühen sie so üppig wie bald anderswo der Löwenzahn:
Auf den Weiden und Wiesen finden sich neben den gelben typischerweise auch lilablassrosa Blüten: Es ist das Wiesenschaumkraut.
Auch dazu weiß Judith mehr:
Das Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) kann man übrigens essen, auch die Blüten. Es schmeckt leicht rettichartig – was nicht verwundern muss, weil auch der Rettich und der Kopfsalat zu den Kreuzblütlern gehören wie eben das Wiesenschaumkraut.
Ab Ende April beginnt dann die Löwenzahnblüte. Gerade die landwirtschaftlich intensiv genutzten (und gedüngten) Wiesen färben sich dann gelb. 2017 hat sich allerdings eine sehr skurrile Situation ergeben, die ich zuvor in 22 Jahren Allgäu noch nicht erlebt hatte: Die Löwenzahnblüte hatte außergewöhnlich früh begonnen, dann kam in der Osterwoche ein Kälteeinbruch mit Schnee – und plötzlich trug der Löwenzahn kleine Schneemützchen:
Auf den Bergwiesen gibt es noch edlere Frühlingsblumen im Allgäu
Anfang April waren wir in Balderschwang auf ca. 1100 Metern ü. NN. Die meisten Hänge dort in den Allgäuer Alpen waren schon schneefrei und wirkten aus der Ferne eher unscheinbar braungrün. Bis ich all die Alpenblumen entdeckt habe. Zwischen den Nagelfluhfelsen blühten dort nämlich schon die Krokusse.
Die Frühlingskrokus-Blüten sind weiß und lila und wunderschön!
Mehr in Richtung Purpur blüht der Hohle Lerchensporn.
Geradezu verschämt mutet dagegen das kleine Veilchen an, das sich hier durch das Gras schiebt.
In den Alpen blüht bekanntlich der Enzian, und hier ist es der Frühlingsenzian Gentiana verna. Ich bin immer wieder fasziniert, wenn eine Blüte so blau ist. Sie gehört sicher zu den spektakulärsten Frühlingsblumen im Allgäu und zu den schönsten Alpenblumen überhaupt.
Weiter drüben am Hang leuchteten die Sumpfdotterblumen in intensivem Gelb.
Der Hang wirkte zwar ziemlich trocken, weswegen ich mich über die nässeliebende Blume dort wunderte, aber Judith meint dazu:
Der trockene Berghang kann auch wechseltrocken bzw. wechselfeucht sein, nämlich wenn eine Tonlage unter der Humusschicht liegt. Da dieses Frühjahr bis jetzt sehr trocken ist, trocknen Tonböden irgendwann aus und die Oberfläche wirkt wie ein Trockenstandort. In Wirklichkeit sind es aber oft Quellhorizonte, bei denen nach einem Regen Nässe an die Oberfläche tritt.
Tatsächlich fand ich an dieser Stelle bei genauerem Hinsehen ein kleines Rinnsal.
Nur zum Vergleich: Diese üppigen Sumpfdotterbumen wachsen im Garten meiner Schwiegermama direkt an der Günz.
Zu Recht berühmt: die Krokusblüte am Hündle
Das Hündle bei Oberstaufen ist nicht besonders hoch und nach meinem Geschmack auch nicht besonders schön, aber es ist ein richtiger Spaßberg mit Bergbahn, Skipiste im Winter, Sommerrodelbahn, Berggasthof, Minigolf, Spielplatz & Co. Im Frühling blühen an den Hängen die Buschwindröschen. Die gehören natürlich auch zu den typischen Frühlingsblumen im Allgäu.
Die Buschwindröschen sind es aber nicht, die im Frühling die Wanderer anlocken, sondern die Krokusblüte am Hündle, das unweit des Gipfels von einem ein Blütenmeer in Weiß und Lila bedeckt ist. Damit die Besucher die Blumen auch sicher finden, ist der Weg dorthin sogar extra ausgeschildert:
Und tatsächlich, hier sind sie – und die Krokusblüte am Hündle ist den Aufstieg wert:
Ich mag Krokusse in allen Farben. In zartem Lila sind sie aber besonders schön:
Aber auch die weißen Krokusse haben sich mutig nach oben gekämpft und locken die Hummeln an. Hummeln sind übrigens echt schwer zu fotografieren, denn sie sind ziemlich hektisch unterwegs …
Die Krokusblüte am Hündle ist besonders bekannt, aber es natürlich blühen die Krkusse im Frühling auch anderswo im Allgäu. 2018 war ich beispielsweise im April an der Alpspitz bei Nesselwang unterwegs (hier geht es zu meinem Post über unsere Rundwanderung an der Alpspitz). Da habe ich ebenfalls Krokusse und Buschwindröschen gefunden; da die Alpspitzbahn im April wegen Revisionsarbeiten geschlossen ist, waren hier (anders als am Hündle) auch kaum Wanderer unterwegs. Ich hatte all die schönen Blumen ganz für mich allein!
Welche Frühlingsblumen im Allgäu gefallen euch am besten? Wenn ihr Blumen liebt, gefällt euch sicher auch mein Post zu den schönsten Sommer-Alpenblumen.
Es gibt doch nichts schöneres als Frühling in den Bergen. Für uns Flachlandtiroler leider ein seltener Anblick. ☹️
Deine Fotos erinnern mich ein wenig an unsere Reise in die Dolomiten im letzten Jahr. Wir hatten großes Glück und waren genau zur Krokusblüte dort.
Liebe Grüße
Frauke
Naja, an die Dolomiten kommen das Hündle und die Hänge bei Balderschwang natürlich nicht heran, aber immerhin die Krokusse können mithalten 🙂