Was ist eine Auszeit im Allgäu? Wahrscheinlich für jeden etwas anderes. Ob man es nun Auszeit nennt, Me-Time oder „einfach mal runterkommen“ ist eigentlich egal. Man braucht es einfach ab und zu. Manchmal allein, manchmal mit einem Lieblingsmenschen. Manchmal reicht schon eine Wanderung, ein Badenachmittag oder eine Radtour, ein anderes Mal darf es auch ein Aufenthalt im Wellnesshotel oder Day Spa sein. Oder eine Yoga-Einheit. Oder etwas ganz anderes.
Zum Glück ist das Allgäu reich an kleinen und großen Auszeit-Möglichkeiten aller Art. Einige meiner kleinen Lieblingsauszeiten, die nicht so bekannt und daher nicht überlaufen sind, stelle ich hier vor. Vielleicht sind auch welche dabei, die euch inspirieren und guttun.
Contents
- 1 Barfußpfad im Kurpark Bad Wörishofen
- 2 Besinnungsweg und spirituelles Labyrinth Maierhöfen
- 3 Bogenschießen in Pfronten
- 4 Kajakfahren auf dem Großen Alpsee
- 5 Lech-Erlebnisweg in Lechbruck
- 6 Tal der Sinne, Bad Faulenbach
- 7 Theater in Kempten
- 8 Waldbaden in Oberreute
- 9 Wildfütterung in Schwangau
- 10 Für eine längere Auszeit im Allgäu: eine Hüttenübernachtung
- 11 Buchtipp: Meine Auszeiten im Allgäu
Barfußpfad im Kurpark Bad Wörishofen
Dass Barfußgehen gesund ist, wusste schon Pfarrer Kneipp, der es selbst gerne praktizierte. Barfuß zu gehen stärkt die Beinmuskulatur und kräftigt das Fußgewölbe, regt die Fußreflexzonen an, trainiert Motorik, Sensorik und Koordination. Und es tut richtig gut, man spürt förmlich, wie über die angeregt prickelnden Füße neue Energie in den Körper fließt.
Ganz besonders auf einem so abwechslungsreichen und mit rund 1,5 Kilometern ungewöhnlich langen Barfußpfad wie dem im Kurpark Bad Wörishofen. Für mich ist er der schönste Barfußpfad im Allgäu. Er führt über Gras, Stein, Erde, Kies und Zapfen, durch Lehm und Schlamm, über Balanciergelegenheiten und sogar in einen kleinen Bach.
Er beginnt und endet übrigens an der Kneippanlage im Kurpark, an der es auch Schließfächer für die Schuhe gibt. Insofern solltet ihr, anders als ich auf diesem Bild, lieber eine kurze Hose tragen, damit sie beim Wassertreten nicht nass wird.
Besinnungsweg und spirituelles Labyrinth Maierhöfen
Manchmal braucht man einen Anstoß, um aus dem täglichen Hamsterrad zumindest vorübergehend mal herauszuspringen. Und einen Leitfaden, um wieder in die eigene Mitte und zur Ruhe zu finden. Beides bekommt man auf dem Besinnungsweg Maierhöfen, und das inmitten der wunderschönen Westallgäuer Landschaft. Von der Ortsmitte aus spaziert man den Wegweisern nach und gelangt so zu vier Stationen, die zum Innehalten, Nachdenken und Meditieren anregen. Um die Zeit geht es da, um den Atem, die Stille und die Natur als Kraftquelle.
Der geografische und innere Höhepunkt ist das spirituelle Labyrinth, in dem ihr buchstäblich die innere Mitte finden könnt. Das ist ein wahrer Kraftort! Besonders schön ist der Aufenthalt dort am Abend, wenn die Sonne dem Horizont entgegensinkt – ich kann mich dann kaum losreißen.
Der Weg zum sprituellen Labyrinth ist nur einen Kilometer lang, aber ihr solltet mindestens zwei Stunden dafür einplanen.
Man muss übrigens nicht im christlichen Sinne religiös sein, um an diesem Besinnungsweg eine wahrhaft stärkende Auszeit im Allgäu zu finden, es genügt eine gewisse spirituelle Aufgeschlossenheit.
Bogenschießen in Pfronten
Bogenschießen? Oh ja, auch das ist eine perfekte Auszeit im Allgäu. Denn wer den 3D-Bogenparcours am Beginn der Höllschlucht bei Pfronten-Kappel absolviert, bewegt sich nicht nur in der schönen, alpinen Natur. Sondern man trainiert gleichzeitig das Fokussieren auf ein Ziel, das Anvisieren, Anspannen und vor allem das Loslassen. Loslassen nach Anspannung, das ist etwas, was man gar nicht oft genug üben kann …
Ihr braucht übrigens keinerlei Vorkenntnisse, sondern könnt nach einer kurzen Einweisung und ein paar ersten Übungsschüssen einfach loslegen. Am Anfang gehen die Pfeile meist recht weit daneben, aber irgendwann trifft der erste ins Ziel. Yeah!
Tatsächlich erwacht auch ein bisschen das Jagdfieber beim Bogenschießen, weil man die jeweils nächste Beute (vom Reh bis zum Bär und Krokodil ist alles dabei) teilweise erst im Wald oder am Bach suchen muss. Glücklicherweise sind es nur Gummitiere, die dann dran glauben müssen. 🙂
Kajakfahren auf dem Großen Alpsee
Kajak- oder Kanufahren kann man im Allgäu am besten auf dem Forggensee und dem Großen Alpsee, weil sie groß genug dafür sind. An beiden Seen kann man entsprechende Wassersportgeräte leihen aber natürlich auch das eigene Boot zu Wasser lassen. Auf dem Forggensee ist allerdings tagsüber bei schönem Wetter einiges los und man muss auf die Schiffe achten, die ihre Rundfahrten machen.
Auf dem Großen Alpsee dagegen geht es entspannter zu, insbesondere an windarmen Tagen, wenn nur wenige Segler unterwegs sind. Dann könnt ihr euch beispielsweise in der Wassersportschule Oberallgäu ein Boot mieten und in aller Ruhe hinauspaddeln.
Mit jedem Paddelschlag entfernt man sich weiter vom Land und von all den Alltagsgedanken. Vom Wasser aus sieht alles ganz anders aus und das Glucksen der kleinen Wellen hat etwas unendlich Beruhigendes. Irgendwann ertappt man sich dabei, dass man das Paddel in den Schoß legt, übers Wasser schaut und einfach glücklich ist.
Lech-Erlebnisweg in Lechbruck
Dieser Weg hat uns so gut gefallen, dass wir ihn sogar zweimal entlangspaziert sind. Er beginnt an der Brücke, die dem Dorf seinen Namen gegeben hat (dort gibt es auch einen Wanderparkplatz), und führt am Ufer entlang nordwärts bis zu einem Campingplatz.
Zwischendrin gibt es Balancierelemente und ein Kneippbecken, eine Vogelbeobachtungsstation, einen Bootshafen mit Kiosk und Badestelle, mehrere Panoramaliegen (eine habt ihr oben im Titelbild gesehen) und ein Aussichtsfloß. Ist das nicht eine traumhafte Aussicht? Was für ein wunderbarer Auszeit-Spaziergang!
Tal der Sinne, Bad Faulenbach
Füssen ist (mit Recht) einer der touristischen Hotspots im Allgäu. Umso erstaunlicher finde ich es jedes Mal, dass der Ortsteil Bad Faulenbach eigentlich nie überlaufen ist. Meistens ist es sogar ziemlich ruhig im Tal, das sich vom Morisse-Felsdurchbruch bis zum Alatsee zieht. Dabei ist es ausgesprochen hübsch dort, auch weil sich vier kleine Weiher bzw. Seen aneinanderreihen, die einst als Fischteiche fürs Füssener Kloster Sankt Mang angelegt wurden. Durchflossen wird das Tal vom Faulenbach, der tatsächlich ein bisschen faulig-schweflig müffelt.
Zwischen dem Ortsrand und dem Mittersee erstreckt sich der Pfad der Sinne, auf dem man über Holzelemente balancieren, einen Barfußpfad entlangspazieren und in ein Mini-Kneippbecken samt Matschloch steigen kann. Besonders gerne mag ich die Kneippanlage mit dem großen Wassertretbecken, einem Armbad, einer großzügigen Tautretwiese und einem Ruhepavillon. Und das Ganze eingerahmt von grüner Natur und blauen Bergen – definitiv einer der schönsten Orte für eine Auszeit im Allgäu.
Wer mag, kann noch die Badestelle im Mittersee nutzen oder gleich das schöne Freibad am Obersee besuchen. Auch dort ist es nie wirklich voll.
Theater in Kempten
Ein Theater als Auszeitort? Ja, unbedingt! „Die ganze Welt ist Bühne“, schrieb Shakespeare, und umgekehrt kann sich auf einer Bühne eine ganze Welt entfalten. Noch mehr als im Kino kann man im Theater mitfiebern, mitleiden und mitlachen. Denn zwischen den Menschen, die spielen, und denen im Publikum entsteht ein unsichtbares Band, das sie für die Dauer einer Vorstellung zu einer innigen Gemeinschaft verbindet.
Welche Gedanken auch immer einem im Kopf herumschwirren, wenn man das Foyer betritt: Sobald der Vorhang sich öffnet, sind sie verschwunden. Im Kemptener Stadttheater, das auf 400 Jahre Tradition zurückblicken kann, ist es übrigens ein besonders schöner Vorhang, den einst der Maler Franz Lochbihler mit tanzenden Musen und dem Gott Apoll schmückte. Aber auch der Zuschauerraum kann sich sehen lassen.
Unter der künstlerischen Leitung von Silvia Armbruster hat sich das zuvor etwas provinzielle Theater in einen vielseitigen und mitreißenden Kreativraum entwickelt. Wenn ihr einen Blick in den aktuellen Spielplan werfen wollt: Den findet ihr auf der Website vom Theater in Kempten.
Waldbaden in Oberreute
Walspaziergänge kennt man ja, aber Waldbaden? Im Allgäu? In Japan ist es schon seit den 80er-Jahren eine etablierte Gesundheitsmaßnahme und firmiert unter dem Namen Shinrin-Yoku. Forschungen zur Waldmedizin haben dort nämlich ergeben, dass der Aufenthalt im Wald kurzfristig Atmung, Puls und Blutdruck verbessert und langfristig vorbeugend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirkt. Um die therapeutische Wirkung des Waldes gezielt nutzen zu können, wurden inzwischen auch in Deutschland spezielle Waldbadenareale angelegt. Ein besonders schönes liegt im Süden der Westallgäuer Gemeinde Oberreute.
Wer durch dieses Holztor schreitet, findet ein wahres Waldidyll vor, mit liebevoll angelegten Wegen, einem friedlich plätschernden Bächlein, Panoramaliegen und Hängematten.
Besonders die Hängematten machen das Waldbaden zu einem höchst entspannenden Vergnügen: Man kann sich einfach hineinlegen, sachte schaukeln, in den Himmel schauen … schon nach ein paar Atemzügen werdet ihr spüren, wie ihr immer ruhiger werdet und jegliche Anspannung abfällt.
Wildfütterung in Schwangau
Eine Auszeit im Allgäu ist keineswegs auf den Sommer beschränkt. Im Gegenteil: Manches stille Vergnügen ist nur im Winter möglich. Zum Beispiel die Wildfütterung im Schwangauer Ortsteil Brunnen. Dort wird von Dezember bis Februar täglich um 15 Uhr das Rotwild gefüttert, damit es gut über die frostige Zeit kommt und nicht vor lauter Hunger die jungen Bäume anknabbern muss.
Man spaziert etwa eine halbe Stunde durch die Winterlandschaft vom Parkplatz an der Karbrücke zum (ausgeschilderten) Platz für die Wildtierfütterung. Wenn dann die ersten Tiere aus dem Schutz der Bäume auf die Lichtung treten, werden die menschlichen Zuschauer ganz ruhig.
Die Wildtiere sind nicht ängstlich, aber aufmerksam. Sie bewegen sich ruhig und mit großer Eleganz, die Jungtiere rangeln auch mal spielerisch. Sie zu beobachten ist ein intensives Naturerlebnis, das man nicht so schnell vergisst.
Mehr Informationen zur Wildfütterung findet ihr auf der Website der Gemeinde Schwangau.
Für eine längere Auszeit im Allgäu: eine Hüttenübernachtung
Wer mit einer Auszeit vor allem Ruhe und den Aufenthalt in der Natur verbindet, wird den Aufenthalt in einer Berghütte lieben. Die meisten kann man nur zu Fuß oder mit dem Rad erreichen und selbst diejenigen, zu denen man mit einer Bergbahn fahren kann, finden abends zur Ruhe. Dann sind nur noch die Naturgeräusche zu hören und die Stimmen der Übernachtungsgäste, die wie von selbst immer leiser werden. Der Sonnenuntergang und das Heraufziehen der Nacht sind in den Bergen wunderschöne Schauspiele, die beim Betrachten mehr fesseln als so mancher Film.
Nachts ist es so still, dass Stadtmenschen davon aufwachen: Kein Auto, keine Sirene, kein Dröhnen ist zu hören. Allenfalls das Schnarchen der anderen Gäste im Matratzenlager. Deswegen bevorzuge ich übrigens Hütten, die Zimmer für die Übernachtung anbieten. Wie die Ostlerhütte auf dem Breitenberg, die ihr hier seht.
Morgens schaffe selbst ich als überzeugter Abendmensch es, rechtzeitig zum Sonnenaufgang aus den Federn zu krabbeln. Weil es halt gar so schön ist …
Tipp: Im Sommer sind die meisten Hütten an den Wochenenden sehr gut gebucht. Für eine ruhige Auszeit kommt ihr am besten unter der Woche und/oder am Beginn oder gegen Ende der Saison.
Buchtipp: Meine Auszeiten im Allgäu
Diese und weitere 60 Tipps für eine Auszeit im Allgäu – darunter auch ziemlich ausgefallene wie Kuhkuscheln, Yoga mit Alpakas oder ein Bad in einem Moorloch – findet ihr in meinem Buch Meine Auszeiten – Allgäu: Durchatmen & Kraft schöpfen (Amazon-Partnerlink*). Ich habe es gemeinsam mit meiner Kollegin, der Wellness- und Gesundheitsexpertin Katja Wegener vom WellSpa-Portal, geschrieben und wir hatten sehr viel Freude an der Recherche …
*„Partnerlink“ bedeutet, dass ich für jeden Einkauf, der durch einen Klick auf diesen Link zustande kommt, eine kleine prozentuale Beteiligung bekomme.
Falls ihr euch für weitere Bücher von mir interessiert, schaut doch mal auf meine Seite Meine Allgäu-Reiseführer. Dort stelle ich alle Titel kurz vor.