Die Hausbachklamm bei Weiler ist weniger bekannt als beispielsweise die Breitachklamm oder die Starzlachklamm. Sie ist auch weniger spektakulär, dafür aber länger und einladender zum Pritscheln und Füße baden – und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Ich beschreibe hier eine Rundwanderung, die im Ortszentrum von Weiler im Westallgäu beginnt, durch die untere und obere Hausbachklamm führt, anschließend in einem großen Bogen durch den Wald zum Geotop Enschenstein und von dort überwiegend auf Wald- und Wiesenpfaden zurück nach Weiler. Mit einem Klick auf die Karte kommt ihr auf die Komoot-Seite und könnt dort die GPS-Daten herunterladen:
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Durch die Untere Hausbachklamm
Wir starten an der Tourist Information. Der Hausbach fließt auf der gegenüberliegenden Straßenseite durch Weiler hindurch und mündet am westlichen Ortsrand in die Rothach. Wir gehen auf unserer Runde bachaufwärts, also in östliche Richtung, zunächst vor der Friedhofsmauer entlang, dann den Wegweisern zur Hausbachklamm nach.
Die Lourdesgrotte wurde nicht, wie sonst im Allgäu häufig üblich, in einen Felsen gehauen. Sondern sie befindet sich in einem Gebäude, das einer Kapelle ähnelt. Sie gehört auf jeden Fall zu den üppigsten Andachtsorten dieser Art, die ich kenne.
Da die Hausbachklamm eine Außenstelle der Bayerischen Gartenschau Lindau 2021 war, wurde an ihrem Eingang eine Übersichtstafel aufgestellt.
Gleich nach der Grotte beginnt der eigentliche Weg durch die Untere Hausbachklamm.
Der kleine Wasserfall ist zwar ziemlich domestiziert, aber trotzdem hübsch anzusehen.
Kurz nach dem Stufenfall schickt uns ein Wegweiser hinaus zur Pestkapelle. Die musste ich mir natürlich auch ansehen.
Sie stammt aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, als erst die Schweden und dann die Pest in Weiler gehaust hatten. Die überlebenden Bürger bauten die kleine Kapelle im Jahr 1628. Wenig später wurde sie dem Heiligen Sebastian geweiht, der als Schutzpatron unter anderem für die Pest, diverse Geschwüre und andere Infektionskrankheiten zuständig ist.
Nach dem kleinen Abstecher geht es zurück an den Bach.
Neu aufgestellt wurden auch eine Liegeschaukel und eine Hängematte, die zum Verweilen und Klammgenießen einladen.
Nach und nach wird der Charakter der Klamm natürlicher und wilder.
Das ist übrigens eine hübsche Stelle für eine Pritschelpause.
An heißen Tagen ist es eine Wohltat, sich hier die Füße zu kühlen …
Ein Stück weiter queren wir den Bach über diese Brücke:
Danach kommt ein besonders hübscher Abschnitt, in dem wir über Steige und Stege an den hier recht steilen Wänden der Klamm entlanggehen und das Wasser ein gutes Stück unter uns dahinplätschert.
An der nächsten Brücke sind wir dann wieder auf Bachhöhe. Das hier flache Ufer lädt zu einer kleinen Pritschelpause ein: Schuhe ausziehen und ab ins kalte Wasser!
Anschließend geht es aufwärts …
und schließlich auf der Höhe des Dorfes Oberreute bzw. des Weilers Untertrogen aus der Klamm heraus. Wir überqueren sie auf der Straße (dort ist auch ein kleiner Wanderparkplatz) und gehen am gegenüberliegendn Ufer wieder hinunter.
Durch die Obere Hausbachklamm
Nach der Brücke beginnt die Obere Hausbachklamm. Ab hier ist die Bezeichnung Klamm eigentlich irreführend, denn in diesem Abschnitt gibt es keine steilen Felswände mehr. Gleich zu Beginn sind Bachbett und Ufer breit und flach. Das ist eine prima Stelle zum Waten und Steinmännchenbauen, zum Picknicken oder gar Grillen. Tatsächlich ist hier ein offizieller Grillplatz, den man nach Anmeldung und schriftlicher Genehmigung durch die Tourist Information in Weiler nutzen darf.
Wir spazieren weiter bachaufwärts, wie durch einen grünen Tunnel.
Manchmal entfernt sich der Weg etwas vom Bachbett und führt durch den Wald,
dann führt er wieder hinunter ans Wasser:
Das ist auf jeden Fall eine der hübschesten Bachwanderungen, die ich je gemacht habe!
Ein echtes Highlight für Familien ist der Abenteuerspielplatz am Ende der Oberen Hausbachklamm, das bereits im Gemeindegebiet von Oberreute liegt. Neben einer Rutsche und einem Klettergerüst für die kleineren Kinder gibt es dort eine richtig tolle Seilrutsche, mit der man über die ganze Bachbettbreite sausen kann.
Danach sind es nur noch gut zehn Gehminuten bis zum Ausstieg aus der Hausbachklamm beim Weiler Schnellers.
Über den Enschenstein zurück nach Weiler
In Schnellers gehen wir ein ganz kurzes Stück nach rechts (Norden) auf der Straße und dann, nach einem sehr schön blau geschindelten Haus, im spitzen Winkel nach links.
Von Schnellers zum Enschenstein
Wir folgen zuerst der Beschilderung nach Untertrogen, dann der zum Enschenstein durch den Wald. Schließlich geht es hinaus aus dem Wald und ein Stückchen über eine Straße. Nach den zwei Schuppen, die ihr hier seht, zweigt erneut im spitzen Winkel ein Pfad nach links ab, hinunter zum Geotop Enschenstein.
Es liegt in einer bewaldeten Senke.
Der Enschenstein ist ein großer Nagelfluhrücken, der teils dicht bewachsen ist, teils mit nackten, steilen Wänden aus dem Waldboden ragt.
Man kann ihn auf einem schmalen Pfad erklimmen und erkunden (aber Vorsicht: an manchen Stellen geht es steil abwärts!).
Rundherum liegen wie Riesenpilze große Nagelfluhbrocken im Wald, die vom Hauptrücken abgebrochen sind. Auch sie sind dicht bewachsen.
Es ist eine faszinierend wilde Landschaft, die mich stark an das Geotop Teufelsküche bei Obergünzburg erinnert hat. Übrigens soll der Enschenstein schon in prähistorischer Zeit besiedelt gewesen sein und zur Zeit der Alamanneneinfälle als Fliehburg gedient haben.
Vom Enschenstein nach Weiler
Am Fuß des Enschensteins stehen eine ganze Reiher Wegweiser; Weiler ist in zwei Richtungen angeschrieben. Wir wählen die Variante, die mit den drei Steinen der Wandertrilogie Allgäu beschildert ist. Sie führt uns auf vielen steilen Stufen abwärts in den Mühlenbachtobel, den wir über eine schmale Brücke überqueren.
Wie zu befürchten war, geht es auf der anderen Seite noch steiler aufwärts. Das war das schweißtreibendste Stück auf dieser Runde! Heraus kommen wir auf einer Viehweide.
Auch auf dem restlichen Abschnitt ist der Weg nach Weiler bestens ausgeschildert. An der Vieheide halten wir uns links und gelangen zum Waldrand, wo ich eine kurze Verschnaufpause auf einer Panoramaliege eingelegt habe. Von dort schaue ich nach Osten über die typische Westallgäuer Hügellandschaft.
Nach Südosten hatte ich sogar Bergblick, und zwar Richtung Sulzberg, das jenseits der österreichischen Grenze liegt.
Nach dem Panoramapäuschen geht es weiter durch den Wald, dann in das Dörfchen Riegen und von dort über Wiesen- und Waldwege zurück nach Weiler.
Wir orientieren uns am Kirchturm und gelangen so wieder ins Ortszentrum. Die Pfarrkirche ist im klassizistischen Stil erbaut und dem Heiligen Blasius geweiht. Falls ihr einen Blick hineinwerfen wollt: Besonders die Kreuzigungsgruppe im Altarraum ist ungewöhnlich und sehenswert.
Neben der Kirche treffen wir am ehemaligen Kornhaus, das heute als Museum dient, wieder auf den Hausbach.
Auf der anderen Straßenseite liegt die Tourist Information, von der aus wir gestartet waren.
Einkehr in Weiler
Für mich gehört ja zu einer ordentlichen Wanderung immer auch eine ordentliche Einkehr. Die hatten wir im Brauereigasthof zur Post, der nur drei Minuten zu Fuß entfernt ist.
Der Biergarten liegt hinter dem Haus. Ich fand ihn nicht besonders schön, außerdem war er schon voll. Deswegen haben wir uns in die Gaststube gesetzt, die auf altmodische Weise gemütlich ist. Wir haben eine Weile aufs Essen gewartet, aber mein Brauerschnitzel war gut. Besonders gut hat mir das dazu milde, hauseigene Bier Würze 10 geschmeckt.
Mein Fazit zur Rundwanderung durch die Hausbachklamm
- Die Runde ist 12 km lang, davon führen etwa 4 km durch die Hausbachklamm.
- Für den Weg von Weiler durch die Klamm haben wir etwa 1,5 Stunden gebraucht.
- Von Schnellers über den Enschenstein zurück nach Weilers beträgt die Gehzeit ebenfalls 1,5 Stunden.
- Der Weg ist nicht kinderwagengeeignet; empfehlenswert sind Wanderschuhe mit Profil.
- Da insgesamt nur 340 Höhenmeter zu überwinden sind, ist die Runde konditionell nicht besonders fordernd.
Falls ihr (wie ich) eine Schwäche für Klammwanderungen habt, empfehle ich euch auch folgende Posts:
- Rundwanderung durch die Breitachklamm bei Oberstdorf
- Rundwanderung durch die Starzlachklamm am Grünten
- Durch die Pöllatschlucht zur Marienbrücke in Schwangau
Diese Wanderung und weitere 19 besonders schöne Rundwanderungen im Allgäu findet ihr auch in meinem Wanderführer (Partnerlink*):
Allgäu. Wandern für die Seele: Wohlfühlwege
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Nachtrag 2022: Dieses Jahr wurde die Wanderung durch die Hausbachklamm und zum Enschenstein zu einem der neuen Westallgäuer Premiumwanderwege gefasst. Bis zum Enschenstein verläuft die Premiumwanderung Klamm & Mystik deckungsgleich mit der hier vorgestellten Runde. Danach geht es aber anders weiter; der Premiumwanderweg ist etwa 3,5 km länger als „meine“ Tour.
Nachtrag 2023: Am Eingang der Hausbachklamm beginnt nun auch der Räuber-Kasimir-Weg, ein Erlebnisweg für Kinder mit zehn Stationen, darunter eine lange Rutsche und Kugelbahnen. Mehr Infos dazu findet ihr hier auf der Website von Weiler.
[…] 20 Autominuten vom berühmten “Kroamer” entfernt – ist auch die Route durch die Hausbachklamm. Los gehts am Parkplatz Schnellers, von wo aus Ihr Euch aufmacht zu einer Wanderung an einem […]